🧪 Chlorierung – Desinfektion mit Depotwirkung
Auf dieser Seite erfährst du, wie die Chlorierung als eine der ältesten und weltweit am häufigsten angewendeten Methoden zur sicheren Desinfektion von Trinkwasser funktioniert. Dabei wird dem Wasser Chlor oder eine chlorhaltige Verbindung zugesetzt, die schädliche Mikroorganismen effektiv abtötet und so für hygienisch einwandfreies Trinkwasser sorgt.
Ein besonderer Vorteil der Chlorierung ist die sogenannte Depotwirkung: Das bedeutet, dass auch auf dem Weg vom Wasserwerk bis zum Wasserhahn eine Restmenge an Chlor im Wasser bleibt. Dadurch wird das Trinkwasser dauerhaft vor neuer Verkeimung geschützt und behält seine Qualität bis zum Endverbraucher.
💡Im Gegensatz zu den USA ist die Fluorierung von Trinkwasser im D-A-CH-Raum schon lange verboten! Leider kommt es bezüglich Chlor und Fluor immer wieder zu Verwechslungen.

🧴 Was ist Chlor und wie wirkt es?
Chlor ist ein hochreaktives Element, das in unterschiedlichen Formen wie Chlorgas, Natriumhypochlorit oder Chlordioxid eingesetzt wird. Dabei oxidiert Chlor Zellwände von Bakterien und Viren, wodurch diese zuverlässig zerstört werden. Gleichzeitig bekämpft es Biofilme, die sich in Leitungen bilden können.
In der Wasseraufbereitung wird Chlor häufig in folgender Form eingesetzt:

💧 Wie funktioniert die Chlorierung?
Zur Anwendung wird Chlor in sehr geringen Konzentrationen dem Trinkwasser beigegeben. Dabei unterscheidet man zwischen der Stosschlorierung – einer kurzfristigen, höheren Dosierung zur Desinfektion bei Reinigungen – und der Dauerchlorierung (Netzschutz), bei der eine niedrige, konstante Menge für den Schutz im Verteilnetz sorgt. Daher gilt im Trinkwasser eine Höchstkonzentration von: 0.1mg/L Chlor, 0.05mg/L Chlordioxid

💎 Vorteile des Netzschutzes
Die Vorteile dieser Methode liegen klar auf der Hand: Sie arbeitet sehr effektiv und benötigt nur eine geringe Menge Chlor, um eine zuverlässige Desinfektion zu gewährleisten. Dadurch werden unerwünschte Mikroorganismen sicher abgetötet, ohne dass das Trinkwasser stark belastet wird. Gleichzeitig sorgt das Chlor für eine schützende Depotwirkung, die das Wasser auch während der Verteilung im Leitungsnetz vor Verkeimung bewahrt.
Darüber hinaus lässt sich die Chlorierung hervorragend mit anderen Verfahren wie Ozon- oder UV-Desinfektion kombinieren. Diese Kombination erhöht die Sicherheit zusätzlich und ermöglicht eine flexible Anpassung an unterschiedliche Wasserqualitäten. So entsteht ein robustes und zuverlässiges System, das sauberes und sicheres Trinkwasser garantiert.
⚠️ Nachteile & Risiken
Chlor kann mit natürlichen organischen Verbindungen reagieren und dabei Nebenprodukte wie Trihalogenmethane (THM) oder chlorierte Kohlenwasserstoffe bilden – diese sind unerwünscht und werden deshalb streng überwacht. Daher existiert ein Höchstwert für organische Verbindungen im Rohwasser. Zudem darf das Rohwasser eine vordefinierte Trübung nicht übersteigen.
Ausserdem können bereits geringe Mengen Chlor im Wasser wahrnehmbar sein. Daher wird in der Schweiz wird meist ganz auf Chlor verzichtet oder in Ausnahmefällen sehr sparsam chloriert.
🚧 Stosschlorierung und ihre umweltgerechte Entsorgung
Bei der Stosschlorierung – etwa beim Neubau oder vor der Inbetriebnahme von Wasserleitungen – wird dem Wasser kurzfristig eine erhöhte Menge Desinfektionsmittel zugesetzt. Dadurch entsteht ein basisches Milieu, das die Zellwände und Eiweissstrukturen von Mikroorganismen angreift und sie dadurch abtötet. Diese Massnahme dient der vollständigen Keimeliminierung, bevor die Leitung in Betrieb geht.
Allerdings bleibt nach der Desinfektion ein Überschuss des Mittels im Wasser zurück. Deshalb muss das Wasser vor dem Einleiten in die Umwelt oder Kanalisation deaktiviert werden. In der Praxis wird dafür häufig Natriumthiosulfat verwendet, das das freie Chlor neutralisiert.
Erst danach darf das Wasser – sei es Reinigungs- oder Spülwasser – entsorgt werden. Unabhängig vom Entsorgungsweg, ob in ein Oberflächengewässer oder über die Kanalisation zur Kläranlage, sind die Vorgaben der Gewässerschutzverordnung (GSchV) strikt einzuhalten. Insbesondere ist auf den pH-Wert zu achten, der zwischen 6.5 und 9.0 liegen muss.
Wird diese Vorschrift nicht eingehalten, besteht das Risiko schwerwiegender Umweltschäden – beispielsweise kann freies Chlor im Gewässer zu Fischsterben führen. Daher ist eine fachgerechte Neutralisation und Entsorgung unverzichtbar.
🧾 Gesetzliche Vorgaben zur Chlorierung

Nicht zuletzt gibt es gesetzliche Vorgaben, die Grenzwerte für Restchlor und Nebenprodukte streng regeln. Die Zugabe von Chlor muss zudem sorgfältig dokumentiert und regelmässig kontrolliert werden, um die Wasserqualität dauerhaft sicherzustellen.
🆚 Vergleich mit anderen Verfahren
Im Vergleich zu anderen Desinfektionsverfahren bietet die Chlorierung zwar eine Depotwirkung, bringt jedoch auch Nebenprodukte und Geschmackseinflüsse mit sich. Verfahren wie UV-Licht oder Ozon sind hier zwar geruchsneutral und ohne Nebenprodukte, bieten aber keinen Langzeitschutz im Netz.
Methode | Desinfektion | Oxidation | Rückstände | Depotwirkung |
---|---|---|---|---|
Ozon | Sehr gut ✅ | Stark ✅ | Ohne Rückstände ❌ | Keine Depotwirkung ❌ |
Chlor | Gut ✅ | Mittel ✅ | Mögliche Rückstände ⚠️ | Depotwirkung vorhanden ✅ |
UV-Licht | Sehr gut ✅ | Keine Oxidation ❌ | Rückstandsfrei ❌ | Ohne Depotwirkung ❌ |