🧪💦 Trinkwasseranalyse: Messung & Kontrolle der Wasserqualität

Die Trinkwasseranalyse stellt sicher, dass unser Trinkwasser in Geruch, Geschmack und Aussehen unauffällig bleibt. In der Schweiz gelten strenge Vorschriften, und das Wasser wird laufend geprüft – von der Quelle bis zum Wasserhahnen. So bleibt die Wasserqualität jederzeit hoch und gesundheitlich unbedenklich.

Auf dieser Seite erfährst du, wie die Qualität unseres Trinkwassers in der Schweiz überwacht wird – von der mikrobiologischen Untersuchung bis zur chemischen Analyse und den verantwortlichen Kontrollstellen.


🔍 Trinkwasseranalyse: Was wird gemessen?

Die Kontrollen erfolgen auf Basis der Trinkwasserverordnung (TBDV). Dabei werden verschiedene wichtige Parameter untersucht, die jeweils Aufschluss über die Qualität des Wassers geben:

🧫 Mikrobiologische Parameter der Trinkwasseranalyse

Die mikrobiologische Untersuchung zählt zu den wichtigsten Bestandteilen der Trinkwasseranalyse. Denn bakterielle Verunreinigungen stellen ein unmittelbares Gesundheitsrisiko dar – besonders für immungeschwächte Personen oder Kinder. Deshalb wird das Wasser regelmässig auf E. coli und Enterokokken untersucht. Diese Keime stammen meist aus fäkalen Quellen und deuten häufig auf eine Verunreinigung durch Abwasser, Tierexkremente oder undichte Kanäle hin. Sie können anders als die meisten Keime auch einen anaeroben Stoffwechsel betreiben.

Zusätzlich misst man die sogenannte Koloniezahl bei zwei verschiedenen Temperaturen: 22 °C und 36 °C. Diese Werte geben Aufschluss über die allgemeine mikrobielle Belastung im Wasser. Die Angabe erfolgt in koloniebildenden Einheiten (KBE) pro Milliliter. Je höher die Zahl, desto mehr Bakterien sind im Wasser aktiv – auch wenn es sich dabei nicht unbedingt um krankmachende Keime handelt.

Trinkwasseranalyse
Schrank zum Bebrüten mikrobiologischer Proben

Doch was bedeutet das genau? Die bei diesen Tests erfassten Mikroorganismen sind in der Regel aerob – das heisst, sie benötigen Sauerstoff, für ihren Stoffwechsel. Ausserdem sind sie mesophil, was bedeutet, dass sie sich bei mittleren Temperaturen – also typischerweise zwischen 20 °C und 45 °C – besonders gut vermehren. Die optimalen Bedingungen simulieren die beiden genannten Temperaturen im Labor.

Eine erhöhte Koloniezahl weist nicht automatisch auf eine Gefahr hin, kann jedoch auf hygienische Probleme oder Stagnationen im Leitungssystem hinweisen. Besonders wichtig ist deshalb die regelmässige Kontrolle an kritischen Punkten – zum Beispiel an Entnahmestellen in grossen Gebäuden oder in Reservoirs mit langer Verweilzeit des Wassers.

⚗️ Chemische Parameter der Trinkwasseranalyse

Nitrat, Nitrit und Ammonium stammen häufig aus der Landwirtschaft oder aus Abwässern. Deshalb werden sie besonders genau überwacht. Dabei ist vor allem Nitrit kritisch, da es den Sauerstofftransport im Blut stören kann. Besonders Säuglinge sind gefährdet: Bei ihnen kann bereits eine geringe Nitrit-Konzentration das sogenannte „Blue-Baby-Syndrom“ auslösen, das im schlimmsten Fall tödlich enden kann. Daher liegt der Schweizer Grenzwert für Nitrit und Nitrat noch unterhalb der Schwelle, wo Gefahren auftreten könnten.

Neben diesen Stickstoffverbindungen werden auch Pestizide und Rückstände von Industriechemikalien überprüft. Diese Stoffe gelangen meist über den Niederschlag und der Versickerung oder über undichte Leitungen ins Grundwasser. Sie können bereits in kleinsten Konzentrationen Auswirkungen auf die Gesundheit oder das Ökosystem haben.

Zudem spielen Metalle wie Eisen, Blei, Kupfer, Mangan oder Aluminium eine wichtige Rolle. Einerseits können sie aus alten Rohrleitungen stammen, andererseits sind diese im Rohwasser auf natürliche Weise enthalten. Während einige Metalle in Spuren unproblematisch sind, gelten für andere – etwa Blei – bereits in geringen Mengen strenge Grenzwerte.

SAK 254 – Messung gelöster organischer Kohlenstoffe

Ein besonders hilfreicher chemischer Messwert ist die sogenannte SAK 254. Das steht für Spektraler Absorptionskoeffizient bei 254 nm. Vereinfacht gesagt: Das Wasser wird mit UV-Licht bestrahlt. Dabei wird gemessen, wie stark es dieses Licht bei einer Wellenlänge von 254 Nanometern absorbiert wird. Je höher der Wert, desto mehr gelöste organische Kohlenstoffverbindungen (z. B. Benzol, Toluol, Xylol) sind im Wasser enthalten.

Diese Methode ist nicht nur besonders empfindlich, sondern liefert auch schnelle Ergebnisse – und das ganz ohne chemische Reagenzien. Dadurch eignet sie sich hervorragend für die kontinuierliche Online-Überwachung des Rohwassers.

🌡️ Physikalische Parameter der Trinkwasseranalyse

Die physikalischen Eigenschaften des Wassers liefern wichtige Hinweise auf dessen Qualität. Daher werden sie regelmässig überprüft – sowohl im Labor als auch direkt vor Ort. Besonders relevant sind dabei die Trübung, die Leitfähigkeit und der pH-Wert, da sie Veränderungen schnell anzeigen und frühzeitig vor Problemen warnen können.

Trübung

Die Trübung des Wassers entsteht häufig durch Schwebstoffe wie Tonpartikel, Mikroorganismen oder organisches Material. Gemessen wird sie mithilfe eines sogenannten Trübungsmessgeräts, das auf dem Prinzip der Streulichtmessung basiert. Dabei wird ein Lichtstrahl durch das Wasser gesendet. Je nachdem, wie stark das Licht gestreut wird, lässt sich die Menge der im Wasser vorhandenen Partikel bestimmen.

Die Einheit für Trübung heisst FNU (auch FAU=FTU=NTU=TE/F). Je höher der FNU-Wert, desto trüber ist das Wasser. Besonders bei starken Regenfällen, Wartungsarbeiten oder Rohrbrüchen können die Werte kurzfristig steigen. Deshalb ist eine kontinuierliche Messung wichtig, um direkt auf Abweichungen reagieren zu können.

Leitfähigkeit

Die elektrische Leitfähigkeit misst, wie gut Wasser den Strom leiten kann. Da reines Wasser nur sehr schlecht leitet, stammt die Leitfähigkeit fast ausschliesslich von darin gelösten Stoffen – wie Salze, Mineralien oder andere Ionen. Daher ist dieser Wert ein verlässlicher Indikator für die Gesamtmineralisation des Wassers.

Gemessen wird mit einem Leitfähigkeitssensor, bei dem zwei Elektroden in das Wasser eintauchen. Je mehr Strom zwischen den Elektroden fliesst, desto höher ist die Leitfähigkeit. Die Angabe erfolgt in µS/cm (Mikrosiemens pro Zentimeter). Durch einen Vergleich mit typischen Referenzwerten lassen sich Rückschlüsse auf Verschmutzungen, Dosierungsfehler oder Veränderungen im Einzugsgebiet ziehen.

pH-Wert

Der pH-Wert beschreibt, ob Wasser sauer, neutral oder basisch ist. Für Trinkwasser liegt der empfohlene Bereich zwischen 6,5 und 9,5. Ein zu niedriger oder zu hoher pH-Wert kann nicht nur Korrosion in Leitungen verursachen, sondern auch die Wirksamkeit von Desinfektionsmassnahmen beeinträchtigen.

Zur Messung werden entweder elektronische pH-Meter mit Glaselektrode oder Indikatorlösungen verwendet. Die Glaselektrode reagiert empfindlich auf die Wasserstoffionenkonzentration. Die dabei entstehende Spannung wird in einen pH-Wert umgerechnet. Durch regelmässige Kalibrierung bleibt die Messung präzise. Da der pH-Wert oft schnell reagiert, dient er auch als Frühwarnsystem für Störungen im Netz oder in der Aufbereitung.

🧬 Organische Verbindungen

Auch organische Kohlenstoffe werden bei der Trinkwasseranalyse überwacht: So enthält das Wasser beispielsweise Chlorophyll, das aus Algen stammt, sowie Huminsäuren, die aus Pflanzenresten kommen. Viele dieser Substanzen können nicht nur geschmacklich wahrgenommen werden, sondern geben zudem wichtige Hinweise auf mögliche Verunreinigungen im Wasser.

SAK 436 – Messung organischer Stoffe

Um die Belastung durch organische Stoffe zuverlässig zu erfassen, wird häufig die sogenannte SAK436-Methode eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine spektrophotometrische Messung der spezifischen Absorption bei 436 nm Wellenlänge. Diese Methode basiert darauf, dass viele gelöste organische Stoffe – vor allem Huminsäuren, gelöstes Eisen, Algen – Licht im sichtbaren Bereich absorbieren. Je mehr Licht absorbiert wird, desto höher ist die Konzentration der im Wasser gelösten, organischen Verbindungen.

Durch diese einfache, aber sehr aussagekräftige Messung lässt sich die Wasserqualität rasch beurteilen. Zudem ist sie besonders geeignet für die kontinuierliche Überwachung, da sie schnell und berührungslos durchgeführt werden kann. Dadurch kann man frühzeitig Veränderungen erkennen – etwa bei Algenwachstum, Regenereignissen oder Problemen in der Aufbereitung. Deshalb ist die SAK436 nicht nur eine wichtige Kontrollgrösse, sondern auch ein praktisches Werkzeug zur Qualitätssicherung.


🧑‍🔬 Trinkwasseranalyse in der Praxis: Wer misst die Qualität?

Trinkwasserversorgungen führen daher regelmässig Eigenkontrollen durch, um die Wasserqualität kontinuierlich sicherzustellen. Zudem überprüfen externe, akkreditierte Labore die Proben im Rahmen amtlicher Kontrollen, sodass eine unabhängige und fachgerechte Prüfung gewährleistet ist. Darüber hinaus werten Kantonschemiker sowie die kantonalen Ämter für Verbraucherschutz die gewonnenen Daten sorgfältig aus und greifen bei Abweichungen schnell und gezielt ein, um mögliche Risiken für die Bevölkerung effektiv zu minimieren.

Einige grosse Versorger setzen zudem auf die sogenannte Durchflusszytometrie. Diese moderne Analysemethode erlaubt es, alle Zellen im Wasser – ob lebendig oder tot – innerhalb von etwa 30 Minuten zu erfassen. Anders als bei klassischen Verfahren, bei denen Keime erst unter kontrollierten Bedingungen wachsen müssen, funktioniert die Durchflusszytometrie nahezu in Echtzeit und liefert dadurch schneller verlässliche Ergebnisse. Jedoch erhält man als Ergebnis ausschliesslich die Gesamtzahl aller Zellen. Über die Pathogenität kann keine Aussage getroffen werden.


📅 Wie oft wird geprüft?

Die Häufigkeit von Trinkwasserprüfungen ist gesetzlich geregelt und richtet sich in erster Linie nach der Grösse der Wasserversorgung. Je mehr Trinkwasser täglich produziert wird, desto häufiger müssen Proben genommen und analysiert werden. Diese Untersuchungen dienen nicht nur der Qualitätssicherung, sondern auch dem Schutz der Bevölkerung vor gesundheitlichen Risiken. Besonders im Fokus stehen mikrobiologische Parameter sowie chemische Rückstände, die sich negativ auf die Wasserqualität auswirken könnten.

Wasserentnahme zur Überprüfung des Mineralgehalts
Probenhäufigkeit nach Wassermenge
Durchschnittliche Wasserproduktion pro Tag [m³/d]Kleines Untersuchungsprogramm
Anzahl Proben/Jahr
Erweitertes Untersuchungsprogramm
Anzahl Proben/Jahr
≤ 10031
100 bis < 100041
1000 bis < 10 0004 + 3 Proben/1000 m³1 + 1 Probe/3000 m³
10 000 bis < 100 0004 + 3 Proben/1000 m³3 + 1 Probe/10 000 m³
≥ 100 0004 + 3 Proben/1000 m³10 + 1 Probe/25 000 m³
Permanente Messungen

Neben diesen turnusmässigen Proben kommen die beschriebenen moderne Überwachungstechnologien zum Einsatz. Viele Parameter wie Trübung (FNU), Temperatur, pH-Wert und Leitfähigkeit werden ständig und automatisiert gemessen. Auch die Sichtabsorption bei 254 nm (SAK 254) und 436 nm (SAK 436) gehören dazu. Diese kontinuierlichen Messungen liefern wichtige Hinweise auf Verunreinigungen durch organische Stoffe, etwa durch Benzol, Toluol oder Xylol. Sollte einer dieser Werte ausserhalb des Toleranzbereichs liegen, wird das betroffene Wasser automatisch verworfen bzw. nicht weiter gefördert.

Beispiel einer Rohwasserüberwachung
Mikrobiologische Untersuchungen

Zusätzliche bakteriologische Untersuchungen, wie etwa auf E. coli oder Enterokokken, erfolgen nach Bedarf – zum Beispiel bei Bauarbeiten, bei Stagnationswasser oder bei Auffälligkeiten im System. Diese gezielte Analyse hilft, lokale Probleme schnell zu erkennen und entsprechende Massnahmen einzuleiten.


🧯 Was passiert bei Abweichungen?

Wenn ein Grenzwert überschritten wird, folgen sofortige und klar definierte Schritte:

Im Falle eines Problems erfolgt sofort eine Information an die Aufsichtsbehörden. Danach folgen technische Massnahmen, wie zum Beispiel Spülen, Filtern oder Desinfektion, um das Problem zu beheben. Falls nötig, wird zusätzlich ein Trinkverbot oder Abkochgebot für die Bevölkerung ausgesprochen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig wird eine gründliche Ursachenanalyse durchgeführt, um das Problem schnellstmöglich zu beheben.


✅ Fazit zur Trinkwasseranalyse


In der Schweiz sorgt ein durchdachtes Kontrollsystem dafür, dass unser Trinkwasser höchsten Qualitätsstandards entspricht. Von der Quelle bis zum Wasserhahnen wird es laufend überprüft – und das mit modernster Technik und nach klaren gesetzlichen Vorgaben. Besonders wichtig ist: Die Ergebnisse dieser Kontrollen sind öffentlich einsehbar. So bleibt alles transparent.Deshalb kann man sagen: Wer in der Schweiz den Wasserhahn aufdreht, erhält nicht nur frisches, sondern auch sicheres und streng kontrolliertes Trinkwasser. Tag für Tag. Ohne Wenn und Aber.


📚 Weiterführende Informationen

Die gesetzlich festgelegten Grenzwerte definieren klar, wie viel eines Stoffes maximal im Trinkwasser vorhanden sein darf, ohne die Gesundheit zu gefährden.

Siehe hierzu: TBDV – Grenzwerte für Trinkwasser (fedlex.admin.ch)

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